Trendscout
Medical Sneak Preview 2021
Neue Serien – Neue Agenten – Neue Akteure
Das Gesprächsthema Nummer eins ist aktuell der COVID-19-Impfstoff. Doch neben diesem Hauptdarsteller werden 2021 noch viele weitere Akteure erwartet: Aktuell sind mehr als 30 neue Medikamente auf dem Weg zur Premiere. Neben Impfstoffen wollen auch neue therapeutische Ansätze und Gentherapien ins Rampenlicht vorrücken.
Corona-Pandemie, Lockdowns und Homeoffice haben eine Art Schleier über Deutschland gelegt, der den Blick etwas vernebelt hat – dabei hat sich im Healthcare-Sektor so einiges Interessante abgespielt. Im Jahr 2020 betraten insgesamt 32 neue Wirkstoffe die große Bühne und wurden für den deutschen Markt zugelassen – darunter auch der erste COVID-19-Impfstoff.1 Das waren mehr als 2019, trotz Ausnahmesituation.2 Die Indikationsgebiete umfassten neben der Corona-Prävention mit dem mRNA-Impfstoff BNT162b2, auch die Zulassungserweiterung von Remdisivir®.1 Außerdem im Programm: onkologische Erkrankungen mit Fokus auf genetische Subtypen (z. B. die PIK3CA-Mutation bei Brustkrebs oder die NTRK-Genfusion bei soliden Tumoren), Infektions- und Autoimmunkrankheiten sowie genetischen Erkrankungen.2
Laut Verband Forschender Arzneimittelhersteller e.V. (vfa) wird für das Jahr 2021 ebenfalls die Zulassung von mehr als 30 neuen Behandlungs-Darstellern erwartet.1 Andere bereits zugelassene Medikamente sollen außerdem eine Zulassungserweiterung in neuen Indikationsgebieten erhalten.1 Diese Einschätzung beruht auf den in der EU beantragten oder kürzlich erteilten Zulassungen für neue Medikamente sowie auf beschleunigten Entwicklungsprogrammen für COVID-19-Arzneien.1 Auf die Prävention und Behandlung von Infektionskrankheiten – mit Fokus auf COVID-19 – wird auch weiterhin das Rampenlicht gerichtet. Aber auch für Patienten mit Krebs, Multipler Sklerose, Stoffwechselstörungen und anderen Erkrankungen werden die Streams erweitert – einige Neuzulassungen sollen 2021 zur Verfügung gestellt werden.1
Mit anderen Worten: Der Zulassungsvorhang wird sich auch in diesem Jahr ziemlich oft öffnen!
Blockbuster: Mehr als 25 % der neuen Medikamente sollen Infektionskrankheiten besser therapierbar machen
Derzeit durchleben wir mit der Corona-Pandemie etwas, das wir sonst nur von Serien und Filmen kannten. Etliche Unternehmen haben COVID-19 und seinem Auslöser den Kampf angesagt und entwickeln derzeit verschiedene Ansätze wie Impfstoffe und Medikamente zur Prävention und therapeutischen Behandlung. Außerdem werden bereits erprobte Wirkstoffe auf ihre Wirksamkeit in der Behandlung von COVID-19 untersucht. Dazu gehören beispielsweise Medikamente, welche die Virusreplikation blockieren, das Immunsystem modulieren oder das Lungengewebe schützen sollen.3 Die vfa hat hier eine Übersicht aller Unternehmen im deutschsprachigen Raum erstellt, die Impfstoffe und therapeutische Medikamente gegen COVID-19 entwickeln und produzieren und damit hoffentlich zukünftig zur Eindämmung der Pandemie beitragen werden.
Neben Corona liegen aber auch andere Infektionskrankheiten im Fokus – „Dallas Buyers Club“ und „Philadelphia“ lassen grüßen: Beispielsweise sollen neue Medikamente gegen HIV zugelassen werden, von denen vor allem Patienten profitieren sollen, die bereits Resistenzen gegen die aktuell vorhandenen Therapieoptionen entwickelt haben.1 Das Resistenzproblem spielt auch bei anderen Infektionen eine Rolle und stellt schon seit langer Zeit ein großes Problem dar. Nach den Berechnungen des Robert Koch Instituts (RKI) erkranken in der EU jährlich ca. 670.000 Menschen an Infektionen durch Antibiotika-resistente Erreger – bei 33.000 Patienten sogar mit Todesfolge.4 Erschreckende Zahlen, wenn man bedenkt, dass dies jährlich geschieht. Die neuen Antibiotika, die auf dem Markt erwartet werden, sollen wirksam sein, auch wenn bereits Resistenzen entwickelt wurden.
Klassiker: Ein weiteres Viertel soll 2021 weiterhin im Kampf gegen Krebs helfen
Dieses Jahr werden in der Onkologie vermehrt innovative, kreative und personalisierte Therapieansätze erwartet, die der Chemotherapie schlussendlich die Show stehlen wollen. Ebenfalls soll der Indikationsbereich von bereits zugelassenen Krebspräparaten ausgebaut werden. Damit wird das therapeutische Sortiment im Kampf gegen Krebs deutlich erweitert. Zwei neue CAR-T-Zell-Therapien sollen die Behandlung von Krebserkrankungen wie dem Mantelzelllymphom oder dem Multiplen Myelom ergänzen.1 Hierbei wird durch die Veränderung der patienteneigenen T-Zellen eine bessere Immunantwort gegen den Tumor erzielt.
Patienten mit Brust-, Lungen- oder Gebärmutterkrebs, Patienten mit Leukämien und Lymphomen können ebenso neue Hoffnung schöpfen. Bald werden auch in diesen Indikationsgebieten neue Therapien zur Verfügung stehen. Personalisierte und immunonkologische Therapieansätze, die sich auf bestimmte Merkmale und Mutationen der Erkrankung stützen, gewinnen dabei immer mehr an Bedeutung.
Zukünftig können wir sicherlich vom Shootingstar der Szene, dem mRNA-Impfstoff gegen COVID-19, lernen – hier sind weitere Folgen zu erwarten, in denen das mRNA-Prinzip die Hauptrolle spielen wird. Die Gründer von Biontech befassen sich schon seit 2017 mit mRNA-Impfstoffen, die sich gegen Krebs richten.5 Eine Studie, die vor einigen Jahren in der Nature veröffentlicht wurde, untersuchte, ob das Immunsystem von Melanom-Patienten auf bestimmte krebsspezifische Mutationen reagiert, welche mittels mRNA-Impfstoff verabreicht wurden.5 Bei allen Patienten soll es zu einer positiven Antwort des Immunsystems gekommen sein.5 Das Einschleusen von Bauplänen für bestimmte Krebsproteine durch die Impfung soll dem körpereigenen Immunsystem helfen, auf Krebszellen zu reagieren – ohne den eigenen Zellen einen Schaden zuzuführen. Denkbar wäre ein solcher Ansatz beispielsweise, um verbleibende Krebszellen nach einer Resektion zu eliminieren. Im Vergleich zur Chemotherapie wäre dieses Vorgehen viel spezifischer. Hier können wir aktuell noch keine Zulassung erwarten, allerdings könnte es die Krebstherapie entscheidend verändern. Auch andere Studien zu diesem Ansatz laufen aktuell.
Weitere Genres – Die anderen 50 % werden sich vielen anderen Erkrankungen widmen
Es werden für verschiedenste und seltene Stoffwechselerkrankungen, deren Ursachen bis heute nicht therapiert werden können, neue Behandlungsansätze erwartet. Unter anderem für Patienten mit der Hormonstörung „Cushing-Syndrom“, der Lipidspeicherkrankheit metachromatischer Leukodystrophie oder mit dem sogenannten Hutchinson-Gilford-Progerie (frühzeitige Alterung).1 Gentherapien sollen dabei der Ursache auf den Grund gehen und die Prognose der Patienten nachhaltig verbessern. Des Weiteren soll das Arzneimittelspektrum 2021 um Präparate für zur Behandlung schwerer Depressionen, einem erhöhten Cholesterinspiegel oder der Dauertherapie von Multipler Sklerose wachsen.1
Showstopper 2021
In unserer Medical Sneak Preview haben wir schon einmal kurz den Vorhang gehoben und einen kurzen Blick auf die neuen Medikamente und Therapieansätze für 2021 erhascht: Und es wird actionreich. Mehr als 30 neue Medikamente sind auf dem Weg zur Premiere. Unter Ihnen natürlich weitere COVID-19-Impfstoffe. Aber auch Medikamente für andere Infektionskrankheiten, wie z. B. HIV, welche Komplikationen mit Resistenzen von der Bühne fegen sollen. Daneben könnten neue innovative, kreative und personalisierte Therapieansätze der eingestaubten Chemotherapie die Show stehlen. Hier stehen zwei neue CAR-T-Zell-Therapien in den Startlöchern. Darüber hinaus erleben wir vielleicht ein starkes Comeback der Gentherapie, die bei vielen seltenen Erkrankungen eine Rolle spielen könnte. Warten wir also ab, was 2021 bringen wird und welcher Sendeplatz zuerst belegt sein wird.
Autorin
Isabell Arndt ist Head of Team Medical Advising der antwerpes ag. Die Kölner Agentur antwerpes ag steht für kreative Ideen und Konzepte im Healthcare-Marketing. Dabei zeichnet sich die Agentur durch fachliches Know-how, die Nutzung neuester Technologien und crossmediale Expertise aus. Ob Medical Content, Omnichannel-Kampagne, YouTube-Spot oder Virtual Reality-App – antwerpes bietet seinen Kunden ein Full-Service-Dienstleistungsportfolio. – Kontakt
Referenzen
- Die forschenden Pharma-Unternehmen. Medizin 2021: Was an neuen Medikamenten kommen kann. Pressemitteilung 001/2021. Aufgerufen unter: https://www.vfa.de/de/presse/pressemitteilungen/pm-001-2021-medizin-2021-was-an-neuen-medikamenten-kommen-kann.html (letzter Zugriff 11.01.2021).
- Gelbe Liste. Arzneimittel-Innovationen 2020. Aufgerufen unter: https://www.gelbe-liste.de/nachrichten/arzneimittel-innovationen-2020 (letzter Zugriff 11.01.2021).
- Die forschenden Pharma-Unternehmen. Therapeutische Medikamente gegen die Coronavirusinfektion Covid-19. 001/2021. Aufgerufen unter. https://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/woran-wir-forschen/therapeutische-medikamente-gegen-die-coronavirusinfektion-covid-19 (letzter Zugriff 11.01.2021).
- Robert Koch Institut. Neue Zahlen zu Krankheitslast und Todesfällen durch antibiotikaresistente Erreger in Europa. Aufgerufen unter: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Antibiotikaresistenz/Uebersichtsbeitraege/AMR_Europa.html (letzter Zugriff 11.01.2021).
- Sahin U et al. Personalized RNA mutanome vaccines mobilize poly-specific therapeutic immunity against cancer. Nature 2017; 547:222–226.