Creative Creatures
Always exploring – never established
Michael Vorbrink, Head of Campaigning und Vorstand antwerpes ag
Dass Werbung genau das richtige Metier ist, stellte Michael Vorbrink bereits in seiner Ausbildung zum Werbekaufmann fest. An dieser Einstellung hat sich auch nach mehr als 20 Jahren im Werbebetrieb für unterschiedliche Branchen nichts geändert. „An Werbung fasziniert mich, dass ich mit guten Ideen Menschen bewegen kann“, erklärt Michael Vorbrink, Head of Campaigning sowie Vorstand bei der Kölner antwerpes ag. Und dieses Prinzip gelte für alle Produkte – egal, ob im Konsumgüter- oder Healthcare-Bereich. Seine nicht nachlassende Begeisterung für den Job spiegelt sich ganz gut in seinem Lebensmotto wider: „Never established.“ Im Gespräch verrät Vorbrink auch sein ganz persönliches Erfolgsgeheimnis: „Ich sehe vermeintliche Grenzen immer als Chance.“ Und er habe immer den Mut gehabt, diese Grenzlinien zu verschieben. Apropos Erfolg: Nachhaltige und erfolgreiche Kommunikationslösungen sprechen laut Vorbrink gleichermaßen Herz und Verstand an – und zwar ohne Effekthascherei. Seine Erfahrung und sein Know-how teilt er nicht nur mit seinem knapp 30-köpfigen Team bei antwerpes, sondern er arbeitet auch als Dozent an einer Fachhochschule.
Unternehmerisches Denken hat Michael Vorbrink, der im Münsterland aufgewachsen ist, schon in früher Kindheit miterlebt, denn seine Eltern führten ein Taxiunternehmen. „Die Selbständigkeit meiner Eltern und die damit verbundene Verantwortung für die Weiterentwicklung des Betriebes haben mich schon sehr geprägt“, berichtet Vorbrink. Darüber hinaus wurde auch Vorbrinks Menschenkenntnis hervorragend geschult. Denn nachdem er den Führerschein bestanden hatte, fuhr er nebenbei Taxi im elterlichen Unternehmen. Als Taxifahrer zu arbeiten, bezeichnet er – rückblickend betrachtet – als gute Möglichkeit, „meine Beobachtungsgabe zu perfektionieren“. Diese Gabe, Dinge in Ruhe betrachten und beobachten zu können, gehört sicherlich zu einer der Stärken von Michael Vorbrink, die ihm gerade auch in seinem Job als Vorstand und Kreativ-Virus der Kölner Healthcare-Agentur antwerpes ag zugutekommen.
Doch der Reihe nach: Nach seinem Abitur, das notentechnisch durchaus Luft nach oben bot, wie Michael Vorbrink mit selbstironischem Schmunzeln einräumt, begann er eine Lehre als Werbekaufmann bei der Stöhr Markenkommunikation. Schon nach kurzer Zeit hatte ihn die Werbebranche in den Bann gezogen – eine Begeisterung für das Metier, die bis heute anhält. Egal für welche Branche oder welches Produkt man sich kreative Kommunikationslösungen ausdenke, es gehe immer darum, „Menschen mit Ideen zu bewegen“, fasst Vorbrink seine Faszination für die Werbebranche zusammen. Er habe das Glück gehabt, bei Stöhr eine „tolle Ausbildung zu bekommen“, in der er Markenaufbau und -führung von der Pike auf gelernt habe. Von dieser fundierten Ausbildung mit Rundum-Verständnis und -Kenntnis von Marke in allen möglichen Facetten profitiere er bis heute. Die Werbeagentur betreute damals zahlreiche Produkte von Henkel, unter anderem gehörte dazu auch der Markenaufbau des Waschmittels „Spee“.
Ich habe Markenaufbau und -führung von der Pike auf gelernt. Von diesem Marken-Rundum-Verständnis profitiere ich noch heute.Michael Vorbrink, Vorstand und Head of Campaigning der antwerpes ag
Für Vorbrink war das Portfolio der Agentur und vor allem die Umsetzung „absolut 1. Bundesliga“. Dass Michael Vorbrink nach seiner Ausbildung noch ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der FH in Aachen draufsattelte, lag unter anderem auch an seiner Ausbilderin bei Stöhr, die ihm in Gesprächen immer wieder vor Augen führte, dass es eine Verschwendung von Talent sei, wenn er nicht studiere. Da Vorbrink auch seine Englischkenntnisse verbessern wollte, verbrachte er ein Studienjahr an der Uni in Coventry, Großbritannien.
Nach Abschluss seines Studiums startete er bei einer Kommunikationsagentur in Frankfurt, die ausschließlich die Deutsche Bank betreute. Als nach einem halben Jahr das Angebot von Stöhr kam, erneut dort zu arbeiten, nutzte Vorbrink diese Möglichkeit. „Denn der reine Fokus auf Kommunikation im Finanzbereich war mir zu wenig.“ Michael Vorbrink ging zurück nach Düsseldorf und zeichnete unter anderem für die Weiterentwicklung der Marke „Spee“ verantwortlich.
Über eine Bekannte bekam er das Angebot, zu Saatchi & Saatchi nach Moskau zu wechseln. Nach eigener Einschätzung gehört Michael Vorbrink zu den Menschen, die Herausforderungen und damit verbundene Veränderungen nicht als Hindernisse, sondern ausschließlich als Chancen wahrnehmen. Und Moskau war eine solche Chance, die er – natürlich – annahm. Außerdem zählt die Fähigkeit, Grenzen auszuloten und sie zu verschieben, zu seinen Charaktereigenschaften. Zwei Jahre verbrachte Vorbrink in Moskau. Es gebe ein Buch mit dem Titel „Feel the fear & do it anyway“, der seine eigene Entwicklung auf den Punkt bringt. Es habe sicherlich Mut gebraucht, diesen Schritt zu gehen, der durchaus abenteuerliche Züge trug, denn Vorbrink sprach zu Beginn kein Wort Russisch. „Ich musste meinem Team, mit dem ich mich auf Englisch und Deutsch verständigte, komplett vertrauen.“ Vorbrink wurde keineswegs enttäuscht. Sein Fazit: „Die Zeit in Moskau war unglaublich spannend und sie war sehr wichtig für meine persönliche Entwicklung.“
Nach zwei Jahren wechselte Vorbrink schließlich zur Saatchi & Saatchi-Niederlassung in Frankfurt. Auch diese Jahre seien sehr prägend gewesen, da sich das gesamte Network durch eine ausgesprochen kreative Kultur auszeichne. Weitere berufliche Stationen waren McCann in Düsseldorf mit der Betreuung von Marken wie Lufthansa, Coca-Cola sowie Nestlé und BBDO. Bei BBDO arbeitete Vorbrink vor allem im globalen Marketingteam von Braun-Rasierern.
2014 kam schließlich das Angebot, Head of Campaigning bei der Kölner Agentur antwerpes zu werden. An dem Angebot hätten ihn insbesondere zwei Aspekte gereizt: „Zum einen ist es eine spannende Herausforderung, einen signifikant wichtigen Bereich zu führen.“ Zum anderen habe ihn die Healthcare-Branche, mit der er bis dato kaum Berührungspunkte hatte, interessiert. Vor einem Jahr wurde Michael Vorbrink zusätzlich auch in den Vorstand der Kölner Digital- und Kommunikationsexperten berufen. Zu den Aufgaben des Vorstandteams gehört es, Zukunftsthemen und Innovationen aufzugreifen und die Agentur kontinuierlich weiterzuentwickeln. Besonders schätze er, dass in den Vorstandssitzungen eine gute Diskussionskultur gepflegt werde. „Wir kämpfen mit Argumenten und mit offenem Visier für die gemeinsame Sache“, so Vorbrink. „Die Diskussionen werden oft kontrovers, aber immer sehr respektvoll geführt.“
Wir kämpfen mit Argumenten und mit offenem Visier für die gemeinsame Sache.Michael Vorbrink, Vorstand und Head of Campaigning der antwerpes ag
Respekt ist nach Einschätzung Vorbrinks überhaupt eine sehr wichtige Tugend – sowohl im privaten wie auch beruflichen Kontext. Ein Satz aus dem Buch „Die Entdeckung der Langsamkeit“ von Sten Nadolny beschreibe zu 100 Prozent seine persönliche Haltung: „Er hat Respekt vor den Gedanken anderer Menschen.“ Diese Aussage sei ein hervorragender Gegenentwurf zum aktuellen Setting der Welt. „Zuhören und aussprechen lassen“ seien zentrale Eigenschaften, die er nicht nur wertschätze, sondern auch lebe.
Erfolgreiche Kommunikationslösungen – egal ob im Konsumgüter- oder Healthcare-Bereich – basieren darauf, „dass wir Kopf und Herz gleichermaßen ansprechen“. Es sei zwar eine uralte Binse, dennoch müsse man sich diese Weisheit immer wieder bewusst machen: „Ärzte sind auch nur Menschen, die man emotional ansprechen kann, um sie aus der Reserve zu locken und zu begeistern.“ Für den Erfolg unerlässlich sei neben einer kreativen Ader auch eine strategische Denke.
An seinem Team schätzt er ganz besonders, „dass sie sich begeistern lassen und mit mir den Weg gemeinsam gehen“. In mancherlei Hinsicht sei er nach wie vor ein „Healthcare-Greenhorn“. Hier sieht er gleichzeitig aber auch seine Stärke. „Ich hinterfrage ständig und gehe mit anderem Blick an die Aufgabe heran.“ Gemeinsam im Team, das unter anderem aus langjährig erfahrenen Healthcare-Spezialisten besteht, entstünden schließlich außergewöhnliche und innovative Kommunikationslösungen, die nachhaltig seien. Dass er auch nach mehr als 20 Jahren im Kreativbereich noch immer mit Leidenschaft und Spaß agiere, macht sein Lebensmotto deutlich: „Never established“. Denn es gebe immer wieder Neues und Interessantes zu entdecken und umzusetzen.
Grenzen sind da, um ausgelotet und verschoben zu werden.Michael Vorbrink, Vorstand und Head of Campaigning der antwerpes ag
Auf die Frage nach interessanten Persönlichkeiten, mit denen er gerne sprechen würde, nennt Vorbrink den kürzlich verstorbenen Niki Lauda sowie den Agenturgründer John Hegarty. An Lauda habe ihn die direkte Art im Umgang mit anderen Menschen sowie sein Mut und Kampfeswille fasziniert. Hegarty habe wiederum in seinen fünf Regeln für Kreativität einen beeindruckenden Lehrsatz formuliert: „Don`t be orginal, be fresh instead.“ Frei übersetzt: Man kann das Rad nicht ständig neu erfinden, aber man kann es vielleicht immer wieder anders beschreiben und betrachten. Das passe wiederum genau zu seinem persönlichen Ansporn, in seinem Tun den gewissen Unterschied zu machen.
Sein Know-how und seine langjährige Erfahrung teilt Michael Vorbrink nicht nur mit seinem Team, sondern er unterrichtet auch als Dozent an der Rheinischen Fachhochschule in Köln. „Ich hatte tolle Ausbilder und Mentoren, die mir viel beigebracht haben“, beschreibt Vorbrink seine Motivation. „Das Wissen möchte ich jetzt einfach weitergeben.“ Er sieht sein Engagement als Win-Win-Situation: „Die Studenten profitieren von meiner Erfahrung und ich werde von den Studenten immer wieder von Neuem herausgefordert.“ Auch in diesem Bereich macht der dreifache Familienvater deutlich: „Grenzen sind da, um ausgelotet und verschoben zu werden.“
Der Artikel ist in Ausgabe 08/2019 der Pharma Relations erschienen.