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Deutscher Krebskongress 2016 – Was verspricht die Zukunft der Krebstherapie?

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Auf dem deutschen Krebskongress in Berlin gab es vielseitige Vorträge über die neuen Meilensteine der Krebstherapie. Neben neuen Therapieansätzen wurden aber auch Verbesserungen bereits vorhandener Maßnahmen diskutiert. Verbesserungsvorschläge für die S3-Leitlinien und das PSA-Screening sollen dem behandelnden Arzt zukünftlich in seiner Therapieentscheidung besser unterstützen.

S3-Leitlinien – Produktion für´s Archiv?

Ein spannendes Thema dieses Jahr, welches alle Bereiche der Onkologie betrifft, wurde in der Session „ Aktuelle Leitlinien im Dialog“ diskutiert. Im Gegensatz zu anderen Vorträgen, war der Raum „New York“ wenig besucht. Allerdings spricht die mäßige Teilnahme für die aktuelle Problematik. Die Referenten deuteten mit ihren Beiträgen alle auf das selbe Problem hin, welches sich aus der Erstellung und vor allem der Aktualisierung der Leitlinien ergibt: der zeitliche und finanzielle Aufwand!

Wegen der hohen Komplexität und der Behandlungsvielfalt nimmt die Erstellung der Leitlinie sehr viel Zeit in Anspruch. Da können schon mal bis zu 4 Jahre vergehen bis die Leitlinie veröffentlicht wird. Zudem kommt, dass die Leitlinien immer umfangreicher werden. Das wird am Beispiel der Leitlinie für das Mammakarzinom klar. Früher umfasste sie rund 100 Seiten und heutzutage das bis zu 4-fache. Daran wird deutlich, dass die Erstellung und vor allem die Aktualisierung der Leitlinien schlichtweg zu lange dauert. Die Medikamente und Therapiemaßnahmen sind dann oft nicht mehr up-to-date und die Leitlinie wird nicht genutzt – man produziert sie also fürs Archiv.

Ein anderer Grund, der maßgeblich nach einer Veränderung schreit, ist dass vor allem junge Ärzte die bisherigen Leitlinien nicht gut annehmen. Sie wünschen sich klarere Aussagen, die leicht zu verstehen sind – am Besten im Kitteltaschenformat. Neben anderen Hilfsmitteln werden immer häufiger Patientenleitlinien zu Rate gezogen.

Kein Großstadtgewimmel im Raum New York – Sind Leitlinien nicht spannend?
Kein Großstadtgewimmel im Raum New York – Sind Leitlinien nicht spannend?

Auch die Besucherzahl für diesen Vortrag zeigt, dass den S3-Leitlinien wahrscheinlich zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird und was nicht benutzt wird, geht auch nicht in den Kopf, so Prof. Dr. Kreienberg, Präsident der AWMF.
Deshalb sprechen sich alle Referenten dafür aus die Informationen einfacher aufzubereiten. Dazu sollen zukünftig also weniger Fachwörter verwendet und mehr Schaubilder eingebunden werden, damit die Leitlinien mehr und vor allem besser genutzt werden. Eine weitere Idee ist es, den Inhalt anwendungsfreundlich als mobile App aufzubereiten um sie vor allem den jungen Ärzten schmackhafter zu machen. Um außerdem dem Zeitaufwand besser entgegenwirken zu können ist der Plan, eine schlankere Leitlinie zu entwickeln ohne an Qualität zu verlieren. Beispiele, waren vor allem eine bessere Planung der Aktualisierung und sich auf die klinisch relevanten Fragestellungen zu beschränken.

Unser Anliegen Krebs heilen – PSA-Screening in der Diskussion

Wie kann das PSA-Screening optimiert werden?
Wie kann das PSA-Screening optimiert werden?

Die Diskussion um das PSA-Screening, zog sich durch viele der Symposien am dritten Tag des DKKs. Nachdem das Prostata spezifische Antigen (PSA) lange Zeit für die Früherkennung des Prostatakarzinoms sehr gut angenommen wurde, hat sich heute eine Kontroverse gebildet.

Derzeit nicht Teil der gesetzlich empfohlenen Früherkennung für Männer ab 45 zeigte das PSA-Screening in Kombination mit einer frühzeitigen Einleitung der Therapie jedoch ein Überlebensvorteil. Die Problematik des PSA-Wertes zeigt sich auf der einen Seite dadurch, das er unspezifisch ist und auch bei nicht-malignen Veränderungen sehr hoch sein kann. Auf der anderen Seite führt das Screening zu einer Übertherapie.

In Zukunft soll das PSA-Screening also verbessert werden. Aktuell wird in der Studie PROBASE ein risikoadaptiertes PSA-Screening untersucht. Dabei soll sich zeigen, ob eine Früherkennung erst in einem Alter von 50 Jahren relevant ist. Somit hoffen Experten die Anzahl an unnötigen Untersuchungen zu reduzieren, die Übertherapie zu vermeiden und die Kosten für das Gesundheitssystem zu reduzieren.

Außerdem werden zukünftig sicherlich weitere Tumormarker bei der Diagnose des Prostatakarzinoms hinzugezogen werden. Dazu gehört beispielsweise das Tumor-Gen PCA3. PCA3 kann im Urin nachgewiesen werden und ist bei Prostatakrebs  stark erhöht. Auch der Einsatz von MRT-Untersuchungen wird diskutiert.

Wir sind gespannt was die Zukunft bringt!

Isabell Arndt

Veröffentlicht: 14. March 2016 // antwerpes


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