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ERA-EDTA Kongress: Von U-Bahn Linien und Google-Brillen
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Die ERA-EDTA ist einer der größten und renommiertesten europäischen Medizinverbände. So ist es wenig überraschend, dass der 4-tägige Nephrologen-Kongress besonderes Interesse bei der Industrie hervorruft. Auf dem diesjährigen ERA-EDTA-Kongress in London buhlten 128 Aussteller um die Gunst der 8.146 Delegierten.
Neben der Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte, zum Beispiel im Rahmen von Symposien, sind für die Unternehmen Ausstellungsflächen auf Fachkongressen von entscheidender Bedeutung. Dabei bietet es sich an durch außergewöhnliche und individuelle Inszenierungen wirkungsstarke Markeninteraktion und -kommunikation herzustellen. Doch so spannend die Theorie auch ist, so wenig ist sie praktizierte Wirklichkeit. Die Mehrzahl ausstellender Firmen sorgt mit wenig inspirierenden Auftritten von der Stange für Langeweile und geht im Aussteller-Einerlei unter. Von den in London vertretenen Firmen gab es nur eine Handvoll, die ausstellerische Akzente setzten und sich so von der Masse abheben konnten.
Einige Aussteller ließen sich durch das Londoner U-Bahn Netz inspirieren. Besonders überzeugend tat dies das Schweizer Unternehmen Vifor Pharma, das den Besuchern durch ein unterschiedlich farbiges U-Bahnnetz auf dem Boden und über Produkttafeln Orientierung bot. Produktbereiche wurden so einerseits farblich voneinander abgegrenzt, andererseits in den Gesamtauftritt integriert.
Für das japanische Unternehmen Nipro Medical Corporation ist die Einbindung typischer Merkmale des jeweiligen Veranstaltungsortes seit Jahren zentraler Bestandteil der Standkonzeption. Auf dem letztjährigen ERA-EDTA in Amsterdam wurde die holländische Grachtenlandschaft aufgenommen; in diesem Jahr machte man sich die London Tube zu nutze und gestaltete den gesamten Kongressauftritt als U-Bahn Station, inklusive Tube-Logo und Drehkreuz.
Apropos Wahrzeichen: Nicht immer gelingt der perfekte Transfer in die Ausstellungswelt. Die Firma B.Braun aus Melsungen zeigte lediglich eine Aufnahme von Westminster Abbey und Big Ben auf einem großen Leuchtkasten in der Mitte der Standfläche.
Dafür wurde eine Kochshow auf dem B.Braun-Stand zum Besuchermagneten. Durch den Einsatz natriumfreier Gewürze (die es als Give Away gab) wurde hier ein klarer Zusammenhang zu dem Dialyse-Produktprogramm geschaffen.
Den Vogel abgeschossen hatte – wieder einmal – die Firma Baxter Gambro. Wurde im letzten Jahr noch durch das Motto „Angry Birds“ das spielerische Highlight gesetzt, punktete das amerikanisch-schwedische Unternehmen diesmal mit dem Einsatz von Google Glass, um Kongress-Highlights interaktiv erlebbar zu machen. Auf dem größten Stand des Kongresses boten Hostessen Standbesuchern Google Brillen an, mit denen die auf großformatigen Produkt-Leuchtflächen integrierten QR-Codes zum Erklärvideo umgewandelt und auf Auge und Ohr übertragen wurden.
Durch die Inszenierung über technische Innovationen gab sich das Unternehmen einen modernen, zukunftsorientierten Auftritt und konnte sich damit deutlich von den übrigen Ausstellern differenzieren.
Wie man auch mit kleinem Budget auf kleiner Fläche ästhetisch überzeugen kann, zeigte der Auftritt der italienischen Firma EffeEmme: Einfaches, zu einem Wandregal gestapeltes Spanholz sowie eine dezente Couchecke – vielmehr bedarf es manchmal nicht, um sich wohltuend von den Massen an Kunstoff und Monster LED-Bildschirmen abzusetzen.