Trendscout
„Nice to claw you!“ – Von Apps, die sich bei Patienten festkrallen
This post is also available in: English (Englisch)
eHealth Serie Teil 1: Apps eröffnen im Healthcare-Bereich völlig neue Perspektiven und machen in folgenden drei Bereichen am meisten Sinn: im Außendienstgespräch, auf medizinischen Kongressen und in der Patienten-Kommunikation.
Fu?r die Patienten ist es das sogenannte „Quantified-Self“-Prinzip, welches den Healthcare-Markt sowohl herausfordert als auch neue Chancen eröffnet. Es besteht aus Selbstbeobachtung und Selbstmotivation. Hierzu messen die Teilnehmer ihre personenbezogenen Daten wie Blutdruck, Schlafdauer oder die an einem Tag zuru?ckgelegten Schritte, um das eigene Verhalten zu beobachten und zu optimieren. Dieser Trend ist zur massentauglichen Bewegung geworden, die auch vor dem Gesundheitsbereich nicht Halt macht. So dokumentieren chronisch Kranke oder auch Spitzensportler regelmäßig ihre Vitalwerte, wie etwa Blutzuckerwert und Pulsfrequenz, sowie die u?ber den Tag verteilten Aktivitäten. Ein zusätzlicher Schub ist durch Apple’s „Health“ App entstanden, die im neuesten iOS integriert ist.
Die zunehmende Verbreitung von „Wearables“, kleinen, tragbaren elektronischen Geräten, ermöglicht den Nutzern neuerdings eine noch lückenlosere Selbstkontrolle. Sie können dazu mittlerweile aus einer ganzen Bandbreite von Sensoren schöpfen, die ihre körperlichen Daten erfassen und aufzeichnen. Begeisterte Sportler können mit einer Jogging-App ihre Route, Zeit und Kalorienverbrauch aufzeichnen oder per Bluetooth ihre Pulsfrequenz im Training messen. Auch chronisch Kranke profitieren von dieser Entwicklung: So bieten spezielle Apps fu?r Diabetiker die Möglichkeit zur Zuckerberechnung von Nahrungsmitteln oder eine Erinnerungsfunktion fu?r die Blutzuckermessung an. Mit Systemen, wie dem „FreeStyle“ von Abbott, ist zudem eine kontinuierliche Glukosemessung u?ber mehrere Tage am Stu?ck möglich. Bei einigen Krankheitsbildern mit aktiven Patienten hat sich daru?ber hinaus ein Trend entwickelt, der neben der reinen Datenerfassung eine Community-Komponente vorsieht. So können chronisch Kranke etwa Erfahrungswerte anderer Betroffener nutzen, um sich selbst und ihre Erkrankung besser einzuschätzen. Den Patienten werden mittlerweile Anwendungen angeboten, die ihnen einen direkten Mehrwert innerhalb der Anwendung selbst bieten. Die App „Healthvana“ geht hier recht forsch voran: so soll sie ihre Nutzer unterstu?tzen, Tests auf eventuelle Geschlechtskrankheiten durchzufu?hren und die Ergebnisse der Tests im Anschluss diskret und sicher zu teilen – mit Partnern und sogar Kliniken.
Health-App-ready
„Gerade im Bereich der patientenorientierten Apps ist es wichtig, zu den First Movern zu gehören. Hat der Patient einmal eine bestimmte App installiert, so ist die Nutzungstreue recht hoch, höher als bei vergleichbaren Websites“, weiß Thilo Kölzer, Vorstand Digital der Kölner Healthcare-Agentur antwerpes. „Wir sehen uns da als mobile Vordenker, indem wir mit unseren Kunden möglichst früh auch in neue Märkte gehen“, so Kölzer weiter. Als Beispiel dient die in Zusammenarbeit mit Biogen Idec entwickelte App „BeActive“, die sich direkt an Multiple-Sklerose-Patienten richtet und ihnen helfen soll, körperliche Fähigkeiten zu verbessern bzw. zu erhalten. Die App soll dabei helfen, die Lebensqualität von MS-Patienten zu verbessern und fördert nebenbei die Compliance. Biogen Idec hat so die Chance, sehr nah an die Bedu?rfnisse der Patienten „heranzuru?cken“.
Am Puls der Zeit
Bei der „PulseCheck“ App, die antwerpes fu?r DocCheck Medical Services entwickelt hat, werden durch eine eigens entwickelte Schnittstelle die Pulsdaten direkt an die „Health“ App von Apple u?bertragen. „Mobile-ready war gestern. Heute ist Health-Appready angesagt!“, so Kölzer. Der Austausch mit vom User bereits genutzten Systemen wird immer essentieller. Eine niederländische Studie („Consumentenonderzoek 2014“ von MobileMarketing.nl) zum Thema Apps aus dem Jahr 2014 hat herausgefunden, dass 46 % der mobilen Nutzer zu einer Wettbewerber-App wechseln, wenn sie einmal ein enttäuschendes App-Erlebnis hatten. Vorausgesetzt, die andere App deckt ihre „mobile needs“ besser ab. Der aktuell genutzten, enttäuschenden App wird dann keine zweite Chance eingeräumt. Besser, man nutzt die erste, um sich festzukrallen.