Trendscout
“How can I help you today?” (Teil 2)
The next big thing
Die Claims sind nach einem Jahr KI-Nutzung ganz gut abgesteckt: In Teil 1 dieses Beitrags haben wir sechs Bereiche identifiziert, in denen KI im Marketing sinnvoll eingesetzt werden kann. Es gibt eine Menge Tools, die für vielfältige Aufgaben verwendet werden können, kontinuierliche Weiterentwicklung, Updates und quasi tägliche Veränderungen – Agilität im wahrsten Sinne des Wortes. So weit, so gut. Aber wie geht’s jetzt weiter? Welches nächste Level will jetzt erklommen werden?
Schon gehört?
Diesen Beitrag von Thilo Kölzer gibt es auch als Blogcast.
The next big thing
Es deutet sich an, dass bald die Stunde der CustomGPTs schlagen wird: KI-Assistenten, die innerhalb von ChatGPT angelegt werden können und einerseits auf diese Datenbasis zugreifen, andererseits aber mit eigenen Inhalten zusätzlich trainiert und verfeinert werden können. Diese CustomGPTs sind für Pro-Nutzer im GPT-Store verfügbar. Man kann sich den GPT-Store vorstellen wie einen App-Store für KI-Anwendungen. Die GPTs können jedoch nur auf der ChatGPT-Plattform genutzt und nicht heruntergeladen werden. Was die CustomGPTs aber können? Eigene, spezifische Anwendungsbereiche zum Ausdruck bringen und innerhalb von ChatGPT abbilden.
Ein Beispiel: Wir bei antwerpes haben vor Kurzem einen eigenen CustomGPT gelauncht, den „antwerpes Healthcare Briefing Benchmarker“ (Hinweis: nur im Plus- oder Team-Account nutzbar). Mit diesem können Marketing-Briefings gecheckt, ergänzt und verbessert werden. Beispielsweise können eigene Briefings in den Benchmarker-GPT hochgeladen und auf Vollständigkeit geprüft oder eigene Briefings in Sekundenschnelle in ein kurzes und kreatives Briefing nach antwerpes-Standards umformuliert werden. Wir haben unsere Erfahrungen der letzten 20 Jahre mit eingebracht, indem wir ChatGPT mit eigenem Briefing-Material gefüttert haben, sodass eine Mélange entsteht aus Daten von ChatGPT und von uns.
Der Fantasie sind nun keine Grenzen gesetzt: Wenn ich mir Linkedin-Posts mit einer bestimmten Zeichenanzahl und in meiner Tonalität erstellen lassen möchte, kann ich mir dafür einen eigenen CustomGPT anlegen und mit meinen eigenen Artikeln aus der Vergangenheit füttern. Wenn ich meiner 12-jährigen Tochter alters- und interessengerecht Geometrie erklären lassen möchte, kann ich mir dafür einen GPT-Assistenten anlegen. Wenn ich mir bestimmte Artikel aus einem Fachmagazin in zehn Bulletpoints zusammenfassen lassen möchte, kann ich mir dafür ein GPT anlegen. Ich denke die Potentiale werden klar.
Die gewohnten „Stolpersteine“ lauten natürlich „Datenschutz“ und „Compliance“. Nicht-veröffentlichte Studien und Betriebsgeheimnisse würde ich ChatGPT nicht zur Bearbeitung übermitteln, aber es gibt Mittel und Wege zur Neutralisierung und Anonymisierung sensibler Daten. Außerdem besteht über eigene Workspaces die Möglichkeit auszuschließen, dass ChatGPT die eigenen Inhalte zum Training ihrer KI verwendet – nichtsdestotrotz landen alle hochgeladenen Daten auf dem Server von OpenAI, der Muttergesellschaft von ChatGPT.
Die Wege hin zu KI-unterstützen Dialogsystemen, mit denen Patienten über ihre Diagnosen und Therapien sprechen können oder mit denen im Intranet das Onboarding neuer Mitarbeiter erfolgt, sind dann nicht mehr weit. KI-gestützte Plattformen haben das Potential, die klassischen Webportale abzulösen, denn sie enthalten ALLE Informationen über Krankheiten, Therapien, Unternehmen, Produkte und Studien und können über alles Auskunft geben, was (potenzielle) Kunden und (potenzielle) Patienten wissen wollen könnten – jederzeit und überall.
Auch Intranets kommen zukünftig nicht mehr ohne eine „Corporate KI“ aus, die die gesamte Organisation und alle gespeicherten Informationen repräsentiert und in Sekundenschnelle parat hat – im passenden Corporate Design und in der gewünschten Corporate Tonality.
Auch wenn vieles mithilfe von KI schneller geht, automatisch ablaufen kann und teilweise einfach bequemer ist als ohne KI, entsteht doch wieder eine neue Art von Komplexität, in der neue Skills gebraucht und neues Denken erforderlich sind. Die KI muss „richtig“ bedient werden, damit sie maximalen Output erzeugen kann.
Das bringt mich zu dem Ergebnis, dass letzten Endes auch weiterhin der Mensch den Unterschied ausmachen wird – denn: Im Prinzip haben wir Alle Zugriff auf dieselben Tools. Es wird vor allem darauf ankommen, wie diese Tools sinnvoll genutzt und wie die letzten Prozente herausgekitzelt werden. Das fängt an beim geschickten Prompten an und hört (dann immer noch nicht) bei der Bewertung und Weiterentwicklung des KI-Outputs auf.
In diesem Sinne: How can we help you today?
Autor
Thilo Kölzer ist CEO der antwerpes ag und berät Healthcare- und Pharmaunternehmen bei ihrer Digitalen Transformation. Seine langjährige Erfahrung in der digitalen Marketing- und Werbebranche macht ihn zu einem „Internet Explorer“ der ersten Stunde. Digitale Strategien, User Experience, Werbung und Suchmaschinenmarketing gehören ebenso zu seinem Kompetenzspektrum wie aktuelle Themen: Seamless Experience, Marketing Automation, Omnichannel, Virtual Reality, Augmented Reality, Web Apps, Bots und mehr. – Kontakt
Termin mit Thilo Kölzer vereinbaren
Bildquelle: Midjourney / Prompting: antwerpes