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expopharm 2015: Auf Tuchfühlung mit Apothekern
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FIP World Conference und Apothekertag – im Herbst war die pharmazeutische Welt zu Gast in Düsseldorf. Viele Entscheider nutzten Tagungspausen, um die expopharm zu besuchen. Dort standen Vertreter der pharmazeutischen Industrie, aber auch Hersteller von Apothekensoftware, Apothekenausstatter oder Interessenvertreter Rede und Antwort. Rund 500 Aussteller präsentierten 28.000 Besuchern neue Produkte und Dienstleistungen. Ein virtueller Messebesuch.
Wissen trifft Marketing
Erneut hat sich das Konzept der pharma-world bewährt. Fachvorträge mit namhaften Referenten lockten Besucher in das Herz der Messe. Thematisch passten die Vorträge gut zu den Produkten der pharmazeutischen Hersteller, die sich im flankierenden Bereich der pharma-world präsentierten und so besonders leicht mit ihrer Zielgruppe ins Gespräch kamen – eine Win-Win-Situation.
Blickfang virtuelle Sichtwahl
Apothekeneinrichter sehen die virtuelle Sichtwahl als neuen, innovativen Trend. Kunden achten weitaus stärker auf gestaltete Flächen in der Offizin, verglichen mit klassischen Regalen. Gleichzeitig sinkt der personelle Aufwand. Entsprechende Module lassen sich schnell per EDV ändern, ohne stundenlang umzuräumen. Eine Nachrüstung ist auch bei existierenden Apotheken möglich.
Hands on
Bei OTCs oder Rx-Präparaten geht heute nichts mehr ohne Technik. Kein Wunder, dass alle namhaften Hersteller von Apothekensoftware auf der expopharm präsent waren. Ihre gemeinsame Strategie: IT-Lösungen zum Anfassen, zum Ausprobieren. Unter fachlicher Anleitung testeten viele Apotheker Kassensysteme, Scanner oder spezielle Module in Warenwirtschaftssystemen.
Klassiker neu aufgelegt
Auf der expopharm buhlten Aussteller aber nicht nur mit Technik um die Gunst von Entscheidern. Engelhard Arzneimittel griff auf allseits bekannte Motive zurück und gestaltete seinen Messestand wie eine Location zur „Oscar“-Verleihung.
Unter dem Motto „Wir bringen Service in Ihre Apotheke“ spielte ALIUD PHARMA® mit Containern als Leitmotiv für umfassende Dienstleistungen rund um OTC-Generika. Zum Portfolio gehört nicht nur ein Arzneimittelpass für Kunden. Komplexe Beratungsgespräche sollen mit anschaulichen Inhalten deutlich vereinfacht werden, die sich über spezielle Serviceterminals abrufen lassen. Das pharmazeutische Wissen vermittelt ALIUD über Kurse seiner PHARMAKADEMIE.
VIPs wecken Interesse
Nicht alle Aussteller setzten auf Besonderheiten beim Messebau. Die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekenverbände präsentierte sich mit einem vergleichsweise konservativen Stand, packt aber einen Joker aus. Seit März ist Comedian Bernhard Hoëcker als Testimonial an Bord. Auf der expopharm stellte er sich Pharmazeuten zum Wissensduell. Zeitgleich hat die ABDA ihre neue App „Quizzin“ gelauncht: Zwei Spieler tauschen sich über Wissenswertes und Ungewöhnliches zum Gesundheitswesen aus. VIPs punkten immer – die Aktion erwies sich als Publikumsmagnet.
Ähnliche Konzepte verfolgt Stada mit Franziska van Almsick, der beliebtesten Werbefigur in Deutschland laut „Healthcare Testimonials-Studie 2012“. Ziel von mo’web research war, den Einsatz von Prominenten für Werbung in der Gesundheitsbranche zu untersuchen. Stada hat sich nach Recherche hinsichtlich der Bekanntheit, des Images und der Glaubwürdigkeit kurz darauf für Franziska van Almsick entschieden. Die ehemalige Weltklasseschwimmerin ist offizielles Gesicht von Magnetrans®. Sie repräsentiert Mütter, Schwangere und Sportler.
Mehr Mut
Ein Fazit des Rundgangs: Aussteller bemühten sich zwar, Stakeholder zu erreichen, verglichen mit Messen anderer Branchen sind herausragende Konzepte jedoch selten. Über mögliche Gründe lässt sich nur spekulieren. Insider kritisieren schon lange, die Branche messe sich nur an Konkurrenten aus dem Healthcare-Bereich, ohne Impulse von außen zuzulassen. Vielleicht liegt das an zu vielen Spezialisten, während Generalisten mehr über den Tellerrand blicken. Ernste Themen lassen sich ansprechend transportieren, ohne unseriös zu wirken – auch die Zielgruppen im Healthcare-Bereich wollen unterhalten werden.
Michael van den Heuvel