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Creative Output

UX-Uncovered – Wie wir mit UX-Laws Optimierungen für digitale Produkte aufdecken

Wie schaffen Sie es, dass User über Ihre digitale Anwendung ein positives Urteil fällen? UX-Laws sind hierbei ein mächtiges Werkzeug.

Entscheidung, Erinnerung, Emotionen sind vielleicht nicht die ersten Schlüsselworte, die einem in den Sinn kommen, wenn man z. B. über eine Website nachdenkt. Doch all diese mentalen Prozesse werden aktiv, wenn Menschen in digitalen Anwendungen navigieren. Somit interagieren UX-Professionals mit den kognitiven Fähigkeiten der User. Ausgerüstet mit psychologischen Prinzipien, sogenannten UX-Laws, gestalten sie digitale Produkte im Sinne der Anwender. Sie sind also die Anwälte der User und schaffen eine positive Nutzererfahrung. Was sind das für Laws, wie arbeiten wir damit und wie können Sie davon profitieren? Wir werden die Karten auf den Tisch legen und Ihnen einige UX-Laws vorstellen und dabei erklären, wie wir diese einsetzen.


Schon gehört?

Diesen Beitrag gibt´s auch als Blogcast.

Was sind UX-Laws? 

Die “Laws of UX” von Jon Yablonski stellen eine Sammlung psychologischer Heuristiken und Prinzipien aus verschiedenen Fachrichtungen dar. Ihr Ziel ist es, Designern im Bereich der User Experience (UX) und User Interaction (UI) bei der Planung und Erstellung von Benutzeroberflächen zu unterstützen. Damit wird die Benutzerfreundlichkeit von Produkten, Websites und Anwendungen etc. optimiert und das Nutzererlebnis insgesamt verbessert, was wiederum den Geschäftserfolg fördern soll.

Wir kennen dies auch aus dem Einzelhandel, wenn rotes Licht das Fleisch schöner darstellt, Schilder uns den Weg zu den Rabatten weisen oder Süßigkeiten an der Kasse platziert werden – die sogenannte Quengelware – damit Kinder ihre Eltern nötigen, noch etwas zu kaufen, weil das Warten ja so quälend lange dauert. Auch hier sind psychologische Prinzipien am Werk, die den Supermarktkunden leiten sollen.

UX-Prinzipien sind also kein Selbstzweck und dienen dazu, dass nicht jeder Gestalter seine Anwendung so baut, wie er gerade möchte. Konventionen sind wichtig in der Gestaltung, da sie auch für den Menschen wichtig sind. Und was dem User wichtig ist, sollte sich im besten Fall in den digitalen Produkten widerspiegeln.

 

Mithilfe von UX-Laws die eigene Anwendung verbessern

UX-Laws kommen bei uns in unterschiedlicher Weise zum Einsatz. Insofern eine Analyse einer digitalen Anwendung wie z. B. einer Website ansteht, nutzen wir UX-Laws, um das digitale Produkt so richtig unter die Lupe zu nehmen. Das machen wir z. B. in sogenannten UX-Audits. Wir schauen, an welcher Stelle die UX-Laws wirksam werden und weisen auf Optimierungspotentiale hin.

Beispielsweise, dass der User im Bestellprozess noch einmal auf spannende Waren hingewiesen wird (wie die Quengelware) oder der Kontrast ausreichend ist, damit Produkte etc. gut erkannt werden (wie das rote Licht) oder alle Navigationspunkte so verständlich geschrieben sind, dass der User sich gut orientieren kann (wie die Hinweisschilder für die Rabatte).

So sagen wir nicht einfach nur, dass muss geändert werden, sondern wir erläutern, welche psychologischen Prinzipien zum Tragen kommen, um die Anwendung entscheidend zu verbessern.

Damit kommen wir zur nächsten Einsatzmöglichkeit. UX bedeutet auch ein Spiel mit offenen Karten. Wir erklären transparent, wo wir Verbesserungsvorschläge sehen oder erarbeiten diese zusammen mit Ihnen in unseren Workshops. Dort haben wir die UX-Laws im Kartendesign dabei, um generell Verständnis zu den psychologischen Prinzipien aufzubauen oder wir platzieren sie direkt an den jeweiligen Optimierungspunkten. So erarbeiten wir uns gemeinsam Verbesserungsmöglichkeiten, mit denen bis hin zum User jeder zufrieden ist. Damit haben wir am Ende alle Trümpfe in der Hand. Im Folgenden stelle ich einige der UX-Laws vor, die wir zur Produktentwicklung einsetzen.

 

Millers Gesetz: Die durchschnittlichen Sieben

Können Sie sich Ihre Versichertennummer merken? Oder eine andere Handynummer als die eigene? Eine durchschnittliche Handynummer hat ca. 11 Ziffern (ohne Ländervorwahl) und übersteigt somit die Anzahl, die sich ein Mensch im Durchschnitt (auf Anhieb) merken kann. Gemäß dem Psychologen George A. Miller können wir uns nämlich nur an etwa 7 Einheiten erinnern und diese wiedergeben, da das Überschreiten dieser Menge die Kapazität unseres Kurzzeitgedächtnisses übersteigt.

938376813224301 – können Sie sich diese Zahl auf Anhieb merken?

Millers Law besagt also, dass wesentliche Informationen die Zahl 7 (+-2) nicht überschreiten sollen. Beispielsweise sollen nicht zu viele Navigationspunkte ins Menü integriert oder generell viele Informationen in kleinere Einheiten gepackt werden, um das Scannen der Informationen zu erleichtern. Für UX-Designer ist dies natürlich eine Herausforderung und vermittelt schon einmal einen Einblick darüber, auf welche psychologischen Effekte geachtet werden sollten, damit eine gute User Experience entsteht.

JaKobs LAW – oder warum tummelt sich keiner auf meiner Website?

Benutzer erwarten, dass Ihr System so funktioniert, wie andere Systeme, die sie bereits kennen. Mit anderen Worten betont Jakob´s Law ( nach dem berühmten Usability-Pionier Jakob Nielsen) die Wichtigkeit der Einhaltung von Konventionen und Standards in der Benutzeroberflächengestaltung. Wenn Sie eine neue Anwendung, Website oder ein digitales Produkt entwerfen, sollten Sie sich bewusst sein, dass Benutzer bereits mit anderen digitalen Systemen und Plattformen vertraut sind. Indem Sie sich an bestehende Konventionen halten, erleichtern Sie den Benutzern die Verwendung Ihres Produkts, da sie sich nicht an völlig neue und ungewohnte Designs oder Interaktionen anpassen müssen.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Jakob’s Law nicht bedeutet, dass Innovation oder Kreativität vermieden werden sollten. Stattdessen sollen Innovation in einer Weise erfolgen, die die Erwartungen der Benutzer berücksichtigt und gleichzeitig neue, nützliche Funktionen bietet.

Teslers ́s Law – Für Entwirrung sorgen

Das nach dem bekannten Psychologen Larry Tesler benannte Tesler´s Law besagt, dass eine gewisse inhärente Komplexität bei digitalen Anwendungen immer vorhanden ist. Daher ist es die Aufgabe von UX- und UI-Designern, die Komplexität einerseits sinnig zu verteilen und andererseits unnötige Komplexität zu reduzieren oder sogar zu entfernen, damit die Benutzer nicht überfordert oder verwirrt werden. Ein bekanntes Beispiel ist z. B. der Gasteinkauf für den User bei einem Webshop. Der User kann somit das Produkt kaufen, ohne eine aufwendige Registrierung vorzunehmen, da nur die wichtigsten Daten abgefragt werden.

Hick´s Law – Zu viel Auswahl, zu viel Stress

Das sogenannte Hick´s Law (benannt nach dem Wissenschaftler William Edmund Hick) besagt, je mehr Auswahlmöglichkeiten ein Mensch hat, desto länger braucht er für die Entscheidung, eine Auswahl zu treffen und somit eine Handlung auszuführen.

Dieses Prinzip kennen wir z. B. auch vom Restaurantbesuch. Auf einer Menükarte im Restaurant kann die Auswahl bisweilen so groß sein, dass uns die Entscheidung für eine Speise schwerfällt. Grundsätzlich nehmen wir aber erst einmal an, dass eine große Auswahl bei der Entscheidung hilft, da für jeden etwas dabei ist, wie man so schön sagt. Aber der umgekehrte Fall findet statt.
So entscheiden wir uns schlussendlich für das Gericht, welches schon einmal bestellt und für gut befunden wurde. Unsere kognitive Energie wird nämlich so immens beansprucht, dass wir lieber auf altbewährtes zurückgreifen, um den Entscheidungsweg abzukürzen.

Achten Sie beim nächsten Restaurantbesuch einmal darauf, wie Ihre Entscheidung zustande gekommen ist.

Serial PosItion Effect – mitten im Nirgendwo

Der Mensch denkt und erinnert nicht einfach seriell oder logisch nach einem Standardprogramm, sondern auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Heuristiken (vereinfacht gesagt, sind dies Faustregeln oder Denkregeln) zum Beispiel dienen uns Menschen, Informationen schnell zu verarbeiten und weiterzuverwenden, ohne immense Energie dafür aufzubringen.
Dazu ein kleines Experiment: Schaue Sie sich die Icons in der Reihenfolge ganz kurz an und machen dann die Augen zu und rufen sich die Icons in Erinnerung:

An welche Icons können Sie sich erinnern? Die Icons am Anfang und Ende sind Ihnen am besten in Erinnerung geblieben? Damit sind Sie nicht alleine.
Oft erinnert sich der Mensch an Einheiten/Items zu Beginn und am Ende einer Serie am besten. Natürlich muss dies nicht immer der Fall sein oder andere psychologischen Effekte spielen ebenfalls eine Rolle in der Erinnerung. Aber der Serial Position Effect kann zum Beispiel dazu benutzt werden, Produkte in einer Teaser-Reihe so einzuordnen, dass spannende Produkte eher am Anfang und am Ende platziert werden.

Den richtigen Fit(t) finden

Aber auch die physischen Handlungen in Verbindung zu kognitiven Leistungen sind von Relevanz und werden in den UX-Laws aufgegriffen. Das vom amerikanischen Psychologen Paul Fitts entwickelte sogenannte Fitts‘sche Gesetz, beschreibt die Beziehung zwischen der Größe eines Ziels, der Entfernung zum Ziel und der Zeit, die benötigt wird, um das Ziel mit einer Maus oder einem anderen Zeigegerät zu erreichen.

Demnach sind z. B. größere Ziele leichter zu treffen. Daher sollten Teaser oder wichtige Call-to-Action-Buttons eine entsprechende Größe besitzen. Zudem sind nahe Ziele schneller zu erreichen, wodurch die Effizienz gesteigert wird. Bei digitalen Anwendungen, die man nur selten nutzt, fällt dies oftmals gar nicht so auf. Aber bei Anwendungen, die wesentlich häufiger frequentiert und in der bestimmte Prozesse ständig durchlaufen werden, sind kürzere Wege äußerst hilfreich.

Lassen Sie uns die Karten neu mischen – warum Sie ebenfalls von UX-Laws profitieren

Die Bedeutung von User Experience nimmt in der digitalen Welt stetig zu. Sie dient nicht nur dazu, die Bedürfnisse der Nutzer zufriedenzustellen, sondern sich auch vom Wettbewerb abzugrenzen. Bei unseren Analysen haben wir Ihre Zielgruppe stets im Blick. Wir ermitteln gemeinsam mit Ihnen die Pain und Gain Points der User und entscheiden zusammen, welche Strategie genutzt wird, um das Optimum für Ihre digitale Anwendung herauszuholen. Ein Erfolgsfaktor, besonders bei Patienten und Ärzten, die oft in schwierigen und emotionalen Situationen Entscheidungen treffen müssen. Je mehr dieser Zielgruppe das Arbeiten erleichtert wird, desto besser stellt sich die Gesamtsituation für alle dar.
Es lohnt sich also immer ein Ass im Ärmel zu verstecken. UX-Laws sind dabei ein äußerst wichtiges Instrument, um ihr digitales Produkt zu bewerten und zu gestalten und somit eine hervorragende User Experience zu ermöglichen. Denn am Ende spielt sich alles im Kopf ab.

Sie wollen und mehr über UX-Laws und UX-Design erfahren, dann schreiben Sie uns einfach.

 

Zusammenfassung:
  • UX-Laws dienen dazu, die Gestaltung von Produkten, Websites und Anwendungen zu verbessern, um sicherzustellen, dass sie benutzerfreundlich und effektiv sind.
  • Millers Law: Die durchschnittliche Anzahl von Informationseinheiten, die eine Person in ihrem Arbeitsgedächtnis gleichzeitig verarbeiten kann, beträgt ungefähr 7 (+-2).
  • Jakob Law: Die Benutzererfahrung (UX) eines Produkts basiert auf bisherigen Erfahrungen mit ähnlichen Produkten. User beurteilen und erwarten, dass diese konsistent und vertraut ist.
  • Tesler´s Law: Die Interaktionsmöglichkeiten eines Benutzers sollen so gestaltet sein, dass sie weder Informationen noch Möglichkeiten zur Interaktion unnötig einschränken.
  • Hick´s Law: Die Zeit, die benötigt wird, um eine Entscheidung zu treffen, hängt von der Anzahl der verfügbaren Optionen ab und erhöht sich, je mehr Optionen es gibt.
  • Serial Position Effekt: Menschen neigen dazu, sich an Elemente am Anfang und Ende einer Liste oder Sequenz besser zu erinnern, während sie sich an Elemente in der Mitte schlechter erinnern.
  • Fitt´s Law: Die benötigte Zeit, um auf ein Ziel zu zeigen oder zu klicken, hängt von der Entfernung und der Größe des Ziels ab, wobei größere und näher gelegene Ziele schneller angesteuert werden können.

 

Autor


Holger Dederich ist als User Experience Manager bei antwerpes tätig und bringt seine Expertise aus dem Studium der Sprachwissenschaft und Psychologie seit sieben Jahren in das Unternehmen ein. Sein Fokus liegt auf der Entwicklung nutzerzentrierter UX-Konzepte, die Benutzerfreundlichkeit und Effektivität vereinen.
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Pascal Müller ist seit über fünf Jahren bei antwerpes tätig und verantwortet als Head of UX & Collaboration die Konzeption digitaler Ökosysteme, Webseiten und Apps. Mit Expertise in Design Thinking führt er kollaborative Workshops mit Patienten, Ärzten und Kunden durch, um nutzerzentrierte Lösungen zu entwickeln.
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Veröffentlicht: 13. December 2023 // ap-developer


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